Essen oder Trinken? Verdaut wird nur flüssig.
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 16. Dezember 2014
Trinker machen gern Scherze, auch über ihren hohen Alkoholkonsum. Bier ist ihnen „flüssig Brot“ und den Spruch “ Das wenige, das ich esse, kann ich auch trinken.“
-stupidedia.de-
Ernährungslehrer sehen das dagegen vergleichsweise bierernst: Es ist nicht völlig gleich, ob man feste oder flüssige Nahrung zu sich nimmt.
Sicher haben Sie auch schon unterschiedliche Meinungen dazu gehört, ob man vor dem Essen ein Glas Wasser trinken soll oder nicht und ob man während des Essens überhaupt oder wenig oder viel trinken soll.
Als Erklärung dafür, dass man es nicht zu flüssig machen solle, wird ein einziges Argument genannt:
Die Verdauungssäfte (Enzyme) sollten nicht zu stark verdünnt werden. Nur in gewisser Konzentration könnten sie im Dünndarm die dort in geringer Menge zerkleinert in geringer Menge von Flüssigkeit schwimmend ankommenden Nahrungspartikel aufschließen und verstoffwechseln.
Dies ist keine gute Antwort, weil die Meinung nicht ausreichend erklärt und belegt ist. Das soll nicht heißen, dass sie von vornherein völlig falsch ist. Wenn mir jemand eine angebliche Weisheit unterbreitet, kann ich aber erwarten, dass er sie so gut durchdacht hat und mir gegenüber so ausbreitet, dass ich mir ein eigenes Bild davon machen kann.
Die Alternative Essen oder Trinken stellt sich tatsächlich nur insoweit, ob man zusätzlich zu den Flüssigkeiten, in denen die Nahrung vom Magen aus in den Dünndarm hineingelangen kann, weitere Flüssgikeiten aufnimmt. Ob man die Nahrung fest oder flüssig durch den Mundraum in den weiteren Verdauungtrakt lässt, ist also keine entscheidende Frage. Schließlich stellen die Speicheldrüsen unablässig den Speichelsaft her, mit dem wir alle aufgenommene Nahrung vermengen. Ohne dem könnten wir sie ja nicht richtig schlucken und die Speiseröhre hinunter befördern.
Wenn man Wert darauf legt, dass die Nahrung im Mund ganz gründlich bewegt. im Zweifel extrem fein vermahlen und dabei gründlichst eingespeichelt wird, wie es der Ernährungslehrer Jürgen Schilling aus München mit seinem „Schmauen“ empfiehlt, ist es allerdings angezeigt, feste Nahrung nicht mit viel Flüssigkeit aufzunehmen, weil sie sonst unwillkürlich zu schnell in den Schluckmechanismus (Schlundschnürer) gerät und nicht mehr willentlich bearbeitet werden kann. Ich kann nicht dagen, dass daran irgendetwas falsch wäre, meine aber, dass die meisten Menschen mit dieser Methode überfordert sind.
Wieviel Flüssigkeit darf aber zusätzlich zu dem Minimum an Flüssigkeit im Zusammenhang mit der Aufnahme fester Nahrung getrunken werden?
Durch die Faltung der Dünndarmschleimhaut in die großen Kerckringschen Falten und durch ihren Besatz mit Zotten (Villi) und Mikrozotten (Mikrovilli) ist die reaktive Oberfläche dieses Hohlraums von nur 3 cm freien inneren Durchmessers, die vom Zwölffingerdarm (Duodenum) über den Krummdarm (Jejenum) bis zum Leerdarm (Ileum) 5 m lang ist, auf eine für unsere Normalverständnis ungeheuer große Größe Fläche angestiegen. Gleich was da von unterschiedlichen Experten da an Größenvorstellungen genannt wird, riesig groß ist die Fläche allemal, selbst bei der Angabe von nur 32 m² bei Wikipedia. Die obersten Schätzungen gehen auf 400 m², meist werden 200 m² genannt oder die Größe eines Tennisdoppels oder eines halben Fußballfeldes.Ein wenig seltsam mutet es allerdings schon an, dass niemals ein Anatom mal genau hingesehen und durchgerechnet hat!
-de.wikipedia.org-
Zeichnerische Darstellung der Bauchhöhle. Dargestellt sind der Colonrahmen (Dickdarm) und die zur linken Seite künstlich ausgeklappten Dünndarmschlingen.
Eine weitere Ungereimtheit entsteht dadurch, dass die Experten vielfach behaupten, dass fast die gesamte Verstoffwechslung auf dem ersten Meter des Dünndarms stattfände. Wenn das richtig wäre, müssten auf diesem Fünftel der gesamten Darmlänge auch alle körpereigenen und die Nahrungsenzyme tätig werden. Käme dann zuviel Flüssigkeit in den Darm, könnte sie ja von dort aus die Nahrungsenzyme mit hinunter reißen in die unteren Teile des Dünndarms, in denen fast gar nicht mehr verstoffwechselt wird.Der Ausgangspunkt aber ist falsch!
Die Beobachtung, dass bei den meisten zu beobachtenden Verdauungsvorgängen fast die gesamte Verstoffwechslung nur auf dem ersten Meter des Dünndarms stattfindet, ist allerdings gar nicht falsch. Sie betrifft die kleinen Mengen an Nahrung, die nach dem Ablauf des Magenprogramms in Abständen von jeweisl genau 3 Minuten einen Anteil von etwa 5 % des gerade im Magen bewegten Magenbreis (Chymus) durch den Magenpförtner in den Dünndarm spritzt, s.http://www.essenspausen.com/der-magische-moment-des-essens-auf-leeren-magen/. Das bedeutet aber nicht, dass die Nahrung , die weiter hinunter in den Dünndarm gespült wird, weniger gut verstofwechselt würde.
Nahrung die mit ausreichender Flüssigkeit auf den leeren Magen aufgenommen wird, durchläuft bei ausreichener Verflüssigung aber den ganzen Dünndarm. Auch ein Glas Wasser, das man vor der Aufnahme festet nahrung trinkt, wird nicht vom Magenpförtner festgehalten. Die Aufnahme von Nahrung auf den leeren Magen sorgt für eine andere, bessere Verwertung der Nahrung im Dünndarm. Den ganzen Dünndarm hindurch ist die Darmschleimhaut mit den Zotten und Mikozotten besetzt.Daher gilt:
Verteilt sich die Nahrung durch zusätzlich aufgenommene Flüssigkeiten besser, geht die Verstoffwechslung insgesamt schneller und intensiver von Statten.